Marjane Satrapi – Persepolis

Rathaus Erlangen, 1. Stock, Bürgermeistergang
10.–13. Juni 2004
Öffnungszeiten: Do 12-19, Fr/Sa 10-19, So 10-18 Uhr

Persepolis – 518 vor Christus gegründet, später zerstörte Residenz der Archämeniden, von den Griechen als die „Stadt der Perser“ bezeichnet. Marjane Satrapi greift im Titel ihres autobiografischen Comics eine Tradition des iranischen Exils auf, indem sie an die Glanzzeiten Persiens und dessen Untergang erinnert. Doch „Persepolis“ ist ein durch und durch privater Comic, der konsequent den Blickwinkel eines kleinen Mädchen einnimmt und seiner Protagonistin um keinen Erkenntnisschritt voraus ist. Marjane Satrapi hat die Geschichte ihrer eigenen Kindheit im Iran erzählt. Marji, so heißt das Mädchen, in Teheran Ende der 70er Jahre: sie geht in die Schule wie alle anderen, kleidet sich normal und führt dennoch kein normales Leben. Während ihre Eltern in den Straßen Teherans gegen den Schah demonstrieren, spielt sie mit ihren Freunden im Garten Revolution. Als diese 1979 tatsächlich stattfindet, und der Gottesstaat errichtet wird, werden alle Hoffnungen schnell zunichte gemacht. Plötzlich verschwinden Verwandte und Bekannte, Marji muss auf einmal ein Kopftuch tragen. Immer wieder fragt sie warum. Schließlich ist sie zu einem Teenager herangewachsen. Mit 14 Jahren wird sie von den Eltern nach Österreich geschickt, um bei ihrer Tante zu leben. Hier endet die deutsche Ausgabe, die bei der Edition Moderne im März erschienen ist und die ersten beiden Bände der französischen Vorlage beinhaltet, von der mittlerweile vier Bände veröffentlicht sind.
Marjane Satrapi lebt seit einigen Jahren in Paris, „Persepolis“ wurde in 6 Sprachen übersetzt und allein in Frankreich fast 300.000 mal verkauft. Die Nominierung für den Max und Moritz-Preis 2004 in der Kategorie „Beste deutschsprachige Comic-Publikation/Import“ macht deutlich, wie groß das Bedürfnis nach politisch brisanten und zeitgeschichtlichen Themen im Comic ist.
Die Zeichnungen aus „Persepolis“ verdanken ihre Expressivität dem bedrohlichen Schwarzweißkontrast, Schraffuren und feinere Strukturen haben bei Marjane Satrapi keinen Platz. Sie sind statisch, beinahe ungelenk, geschult am Werk von Zeichnern wie David B. oder J. C. Menu, die vor zehn Jahren den „Association“-Stil begründet haben. Durch die grafische Beschränkung stellt Satrapi allein das Erzählen in den Vordergrund. Es gibt keine größere Meisterschaft im Comic als das – und nichts, was schwieriger wäre. Ihr Blick zurück ist von entwaffnender Klarheit und voller Humor. Aber das Wichtigste ist für Satrapi, dass Menschen verstehen, dass alle gleich sind – egal aus welchem Land sie stammen. „Ich denke, dass die Sprache des Comics universal und international ist. Die Gefühle werden von allen verstanden, egal aus welcher Kultur man stammt. Ein lachender oder weinender Mensch bedeutet schließlich überall dasselbe.“
Eine Ausstellung des Literaturhauses Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Comic-Salon Erlangen.

Siehe auch Max und Moritz-Preis

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