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„Pinocchio“ von Winshluss (avant-verlag)
Das Cover sticht ins Auge: Bunt, verschnörkelt und nostalgisch beschwört es die Gestaltung der Almanache des frühen 20. Jahrhunderts. Auch der Titel „Pinocchio“ verweist in die Vergangenheit: Carlo Collodi verfasste seine rabenschwarze Erziehungsmoritat 1883, Walt Disney versüßlichte sie 1940, seither ist der Holzjunge eine immer wieder neu interpretierte Ikone der populären Kultur. Genau das reizte auch den französischen Comic-Autor Winshluss: In seinem „Pinocchio“ ist Gepetto ein skrupelloser Waffenfabrikant, Pinocchio – ein niedlicher Roboter mit Flammenwerfernase – seine Wunderwaffe zur Weltunterwerfung und Jiminy Grille eine obdachlose Kakerlake mit schriftstellerischen Ambitionen … Dem breiten Publikum bekannt ist Vincent Paronnaud alias Winshluss als Co-Regisseur von Marjane Satrapis Animationsfilm „Persepolis“. Als Comic-Autor hingegen zelebriert er ohne Furcht vor Tabus das subversive Potenzial der Comics. Auf 200 weitgehend wortlosen Seiten reißt uns Winshluss mit auf eine furiose und überaus unterhaltsame Tour de Force durch den aktualisierten Pinocchio-Stoff (inklusive Neonazis, religiöse Fundamentalisten, Atommüll, Sex und Totschlag und vieles mehr) und verarbeitet auch gleich die Geschichte der populären Kultur der letzten hundert Jahre.
Laudatio: Alle kennen „Pinocchio“, die kleine Holzmarionette mit der langen Nase. Carlo Collodis raben-schwarze Erziehungsmoritat erschien ursprünglich 1881; sechzig Jahre später, 1940, versüßlichte Walt Disney sie in seinem Trickfilm, und heute – nun, heute reißt uns Winshluss mit auf eine furiose und überaus unterhaltsame Tour de Force durch den aktualisierten „Pinocchio“-Stoff. In Winshluss' „Pinocchio“ ist Geppetto ein skrupelloser Waffenfabrikant, der zur Weltunterwerfung einen kleinen Roboter mit Flammenwerfernase baut. Dieser Pinocchio stolpert in einen wilden Strudel von Ereig-nissen, er schlägt sich mit Neonazis herum, mit religiösen Fundamentalisten und kriegsgeilen Kapita-listen, mit Atommüll, Sex, Totschlag und vielem anderem mehr. Atemlos ist das, bitterböse, brillant, nicht selten unkorrekt und geschmacklos, aber immer mit großer Kelle angerührt. Zeichnerisch ent-facht Winshluss auf zweihundert weitgehend wortlosen Seiten ein sinnverwirrendes Feuerwerk an unterschiedlichen Stilen und spickt sie mit unzähligen Zitaten aus der Populärkultur der letzten 100 Jahre.
Dem breiten Publikum bekannt ist Winshluss alias Vincent Paronnaud als Co-Regisseur von Marjane Satrapis Animationsfilm „Persepolis“. Als Comic-Autor hingegen zelebriert er in „Pinocchio“ ohne Furcht vor Tabus das subversive Potenzial der Comics, das in den Zeiten der „Graphic Novel“ ein bisschen vernachlässigt wird. Nicht zuletzt deswegen überreichen wir Winshluss und seinem kleinen Roboter den Preis für den besten internationalen Comic.
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk
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Bester deutschsprachiger Comic-Künstler
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Bester Comic-Strip
„Prototyp“ / „Archetyp“ von Ralf König (Frankfurter Allgemeine Zeitung / Rowohlt Verlag)
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Bester deutschsprachiger Comic
„Alpha. Directions“ von Jens Harder (Carlsen Comics)
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Bester internationaler Comic
„Pinocchio“ von Winshluss (avant-verlag)
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Bester Comic für Kinder
„Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln“ von Nadia Budde (S. Fischer Verlag)
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Spezialpreis der Jury
Salleck Publications und Carlsen Comics für ihre Will Eisner-Ausgaben „Die Spirit Archive“ (Salleck Publications) und „Ein Vertrag mit Gott. Mietshausgeschichten“ (Carlsen Comics)
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Sonderpreis für eine studentische Comic-Publikation
„Strichnin“ von der Hochschule Augsburg / Fakultät für Gestaltung
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Publikumspreis
„Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens“ von Ulli Lust (avant-verlag / electrocomics)
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Nominierungen für den Max und Moritz-Preis 2010
„Alpha. Directions“ von Jens Harder (Carlsen Comics)
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„Bäche und Flüsse“ von Pascal Rabaté (Reprodukt)
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„Drei Schatten“ von Cyril Pedrosa (Reprodukt)
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„Ein neues Land“ von Shaun Tan (Carlsen Comics)
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„Engelmann. Der gefallene Engel“ von Nicolas Mahler (Carlsen Comics)
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„Freche Mädchen – freche Manga. Handykuss und Liebesrätsel“ von Bianka Minte-König und Inga Steinmetz (Tokyopop)
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„Gift“ von Peer Meter und Barbara Yelin (Reprodukt)
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„Hector Umbra” von Uli Oesterle (Carlsen Comics / Edition 52)
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„Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens“ von Ulli Lust (avant-verlag / electrocomics)
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„Ikkyu“ von Hisashi Sakaguchi (Carlsen Manga)
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„Kirihito“ von Osamu Tezuka (Carlsen Manga)
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„Liō“ von Mark Tatulli (Bulls Press)
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„Louis am Strand“ von Guy Delisle (Reprodukt)
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„Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen“ von Jean Regnaud und Émile Bravo (Carlsen Comics)
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„Orange“ von Benjamin (Tokyopop)
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„Pinocchio“ von Winshluss (avant-verlag)
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„Prototyp“ / „Archetyp“ von Ralf König (Frankfurter Allgemeine Zeitung / Rowohlt Verlag)
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„Spirou & Fantasio Spezial. Porträt eines Helden als junger Tor“ von Émile Bravo (Carlsen Comics)
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„Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln“ von Nadia Budde (S. Fischer Verlag)
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„Das variable Kalendarium“ von Kat Menschik (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
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