Uli Oesterle
Urban Sounds

15. bis 18. Juni 2006

Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr
Großer Saal
Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle

Uli Oesterle hat noch ein Versprechen einzulösen. Es ist das Versprechen, das er mit dem ersten Teil der Trilogie „Hector Umbra – Der halbautomatische Wahnsinn“ abgegeben hat. Bis heute wartet man nämlich vergeblich auf die Fortsetzung des in der Edition 52 erschienenen, außergewöhnlichen Farbalbums. Der Band bietet eine unglaubliche Genrevielfalt. Er ist ein Mystery-Hardboiled Krimi-Science Fiction-Szene-Roman, der tief in der Popkultur verwurzelt ist. Er stellt aber ebenso eine wuchtige, wütende Abrechnung mit der Münchner Schickeria dar – eingefangen in kantigen, expressiven, beinahe holzschnittartigen Strichen, die durch extreme Perspektivenwechsel und -verkürzungen noch mehr an grafischer Intensität gewinnen. Als Vorbilder lassen sich entfernt die Ligne Claire, Comiczeichner wie Muñoz und Mignola, aber auch Künstler wie Beckmann oder Grosz ausmachen. Geerdet wird diese Tour-de-Force durch das Lokalkolorit der Stadt München, allerdings aus einem Paralleluniversum, einer Welt, wie sie im Kopf des Uli Oesterle existiert. Diese Doppelbödigkeit und die Zitierwut ist ein Markenzeichen des Zeichners, der bei seinen Geschichten stark von den Underdogs der amerikanischen Literatur geprägt ist. Der aus Karlsruhe stammende Uli Oesterle ist Mitglied der Münchner Künstlergemeinschaft „Die Artillerie“. Seit den 90er Jahren veröffentlichte er Comic-Kurzgeschichten in den verschiedensten Magazinen, die schon damals seine Vorliebe für Figuren am Rande der Gesellschaft deutlich werden ließen. 1999 erschien im Zwerchfell Verlag unter dem Titel „Schläfenlappenphantasien“ eine Auswahl dieser Arbeiten, die ihm auch eine Nominierung für den „Max und Moritz-Preis“ 2000 einbrachte. Ebenfalls im Jahre 2000 legte die Edition 52 den farbigen Band „Frass“ über einen Feinschmecker vor, der für den ultimativen kulinarischen Genuss wahrhaft über Leichen geht. In diesem Band wird die grafische Weiterentwicklung deutlich, denn Uli Oesterle benutzt die flächige – durch Zeichner wie Chaland oder Clerc inspirierte – Farbgebung als zusätzliche Ausdrucksmöglichkeit und passt sie wunderbar in seinen eigenen Kosmos ein. Im Jahre 2003 folgte dann der erste Teil von „Hector Umbra“, dessen französische Ausgabe auf dem Festival in Angoulême als bestes Debüt nominiert wurde, sowie die Kurzgeschichte „Forever“ in der US-Horror-Antholgie „The Dark Horse Book of Hauntings“, die auch Grundlage für einen belgischen Kurzfilm ist. Nun werden in der neu konzipierten Ausstellung „Urban Sounds“ sowohl Originale aus den drei veröffentlichten Werken von Uli Oesterle wie auch aus dem noch nicht erschienenen zweiten „Hector Umbra“-Band zu sehen sein. Es ist sogar vorstellbar, dass „Hector Umbra“ in absehbarer Zeit als voluminöser Sammelband – ergänzt um einen 10-seitigen Prolog – bei einem großen deutschen Comic-Verlag erscheinen wird. Wie dem auch sei – dass das Versprechen einer Trilogie eingelöst werden muss, steht außer Frage. Die Welt des Uli Oesterle ist immer noch nicht ganz beschrieben.
Klaus Schikowski

« zurück



 
Druckansicht / Print
zu den Favoriten hinzufügen
Home-URL dieser Seite